Artist Series - Gabe

Artist Series - Gabe

 

Um den Release unserer Rotholz x Gabe World Environment Kollektion zu feiern, haben wir uns mit Gabe getroffen und über die Dinge gesprochen, die uns bewegen: Kunst, Mode und wie wir durch die Pandemie gekommen sind. 

Zum Anlass des World Environment Day haben wir gemeinsam mit Gabe eine limitierte Kollektion aus Print T-Shirts und Kunstdrucken entworfen, deren Erlöse vollständig an Sea Shepherd gespendet werden, um einen Beitrag zum Schutz der Weltmeere zu leisten.

Hey Gabe, danke für deine Zeit! Warum stellst du dich nicht erst einmal den Leuten vor, die dich noch nicht kennen?

Na klar. Ich bin Gabe und ich bin Grafikkünstler und lebe im Süden Deutschlands. Ich habe in den vergangenen 12 Jahren in München gelebt, bin aber kürzlich zurück aufs Land gezogen, wo ich ursprünglich herkomme. Ich bin studierter Kommunikationsdesigner, mache nun Kunst auf und mit verschiedensten Medien von Drucken über Illustrationen, Murals und großformatige Arbeiten. In meinem Stil verschmelzen mein Design Background mit meiner Liebe zu Comics und Graffiti. Aber auch die Typographie hat noch einen großen Einfluss auf mich. Jahrelang Logos zu entwerfen und vornehmlich im digitalen Raum zu arbeiten, hat definitiv einen starken Einfluss darauf gehabt, wie sich mein Stil entwickelt hat.

 

 

Gehen wir einmal ganz zum Anfang zurück: Was hat dich dazu gebracht, eine Karriere in der Kunst anzufangen? Wie hat alles angefangen?

Mein Interesse an Kunst hat sehr früh begonnen. Ich habe es immer geliebt zu zeichnen. Solange ich denken kann, habe ich es geliebt, kreativ zu sein. Die ersten großen Einflüsse waren Comics und Animationsfilme, wie die von Disney.

Ich glaube, als ich 12 oder 13 war, wollte ich schon Grafikdesigner werden. In der sechsten Klasse hatten wir einen ziemlich coolen Kunstlehrer, der uns Logos entwerfen ließ, was ich ziemlich interessant fand. Als ich dann 14 oder 15 war, ging der große Graffiti-Boom los. Mit ein paar Freunden fing ich dann an Jamaikanischen Dancehall aufzulegen. Als sich das etabliert hatte, habe ich dafür Flyer entworfen. Schon in diesem Alter wurden also der Computer und Photoshop zu einem Teil meines Lebens.

Nach der Schule war mir klar, dass ich Grafikdesigner werden möchte. Manchmal dachte ich, dass ich vielleicht Kunstlehrer werden könnte oder Bildende Kunst studieren könnte, fühlte mich aber doch immer etwas mehr zum Design hingezogen und studiert letztendlich Kommunikationsdesign in Augsburg.
Vor dem Studium habe ich mit einem Freund ein kleines T-Shirt Label mit Jamaika-Bezug gegründet. In dieser Zeit flogen wir oft nach Jamaika, um Platten zu kaufen. Auf einem dieser Trips habe ich eine Kunstschule gefunden, auf der ich ein Auslandssemester absolvieren und meine Diplomarbeit schreiben durfte. Dort habe ich die Grundlage für mein Design- und Kunstverständnis gefunden. Meinen Abschluss habe ich dann 2009 gemacht und anschließend begonnen, als Freelancer zu arbeiten.

Nachdem ich einige Erfahrung im Freelance-Grafik-Bereich gesammelt hatte, habe ich angefangen, mich mehr auf Kollaborationen mit Brands zu konzentrieren, die mir gefallen, und eigene Projekte voranzutreiben.

Das ist ein spannender Weg. Kannst du uns einen Einblick in deinen Arbeitsprozess geben? Wie entstehen deine Arbeiten?

Das kommt ganz auf das Projekt an. Ich arbeite gerne in einem gewissen Rahmen. Ich nehme an, das kommt aus meiner Zeit als Illustrator. Sobald ich ein Thema habe, fang ich meist damit an, grobe Skizzen anzufertigen und diese dann am iPad digital auszuarbeiten. Ich arbeite sehr oft Vektor-basiert, einfach um später flexibler zu sein. 

Besonders an persönlichen Projekten arbeite ich gerne über einen längeren Zeitraum an Konzept und Ausführung. Zum Beispiel entwickle ich gerade eine eigene Print Serie, die bisher nur in meinem Skizzenbuch existiert und an der ich bereits seit über zwei Jahren arbeite. Ich glaube fest daran, dass solche Dinge genug Zeit brauchen, um gut zu werden. Ich finde es immer gut, eine Idee im Hinterkopf zu haben und sie immer wieder zu überdenken, bis ich 100% zufrieden bin. Bei der Print Serie habe ich das Artwork zum Beispiel schon mehrfach geändert. Ich mag es wirklich mit genug Zeit zu arbeiten.

 

 

Und plötzlich kam COVID. Wie hat die Pandemie dein Leben als Künstler beeinflusst?

Die Auswirkungen waren in 2020 ziemlich gewaltig, und wie für viele Leute hatte es auch für mich etwas Positives und etwas Negatives. Vor der Pandemie ging es mir ziemlich gut damit, Live Zeichen- und Malerei-Sessions als Performance vor Publikum zu veranstalten. Ich habe live vor den Leuten Kunst gemacht und davon ganz gut gelebt. Zu der Zeit habe ich auch kommerzielle Illustrationen für Agenturen gemacht, was aber ziemlich ermüdend und unbefriedigend war. Deshalb habe ich eine Woche vor dem ersten Lockdown die Agenturen informiert, dass ich bis August 2020 eine Auszeit nehmen und mich auf eigene Projekte konzentrieren möchte. Somit hat der Lockdown mir quasi Luft zum Durchatmen und Abstand von der eher kommerziellen Arbeit gegeben.

Kurz danach hatte ich meine erste Einzelausstellung Utopia - ein direktes Ergebnis der zusätzlichen Zeit. Die meisten Dinge, die ich gerade mache, hatten in dieser Zeit ihren Ausgangspunkt. Gleichzeitig war 2020 wirtschaftlich gesehen das schlechteste Jahr meiner Karriere. Viel persönliche Entwicklung, aber kaum finanzielle. 

Trotzdem war es ein wichtiger Schritt. Der Lockdown hat es mir ermöglicht, viele Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Gleichzeitig konnte ich viel über soziale und ökologische Themen nachdenken. 

Eines der größten Kollaborationsprojekte war In This Together. Das Projekt sollte unabhängige Künstler:innen in und um München unterstützen. Wir haben uns für ein Mural Konzept entschieden, das dann in einer Fensterreihe eines Münchner Hotels ausgestellt wurde. Das war ein weiterer sehr befriedigender Moment während des Lockdowns.

Ja, die In This Together Ausstellung war echt toll. Eine wirklich schöne Arbeit. Mal etwas anderes: Wie hast Du Rotholz entdeckt? Was gefällt dir an der Brand? Kannst du dich an dein erstes Teil erinnern?

Schwer zu sagen, seit wann genau ich Rotholz kenne, aber es sind jetzt einige Jahre. Meine Freundin hat mir meine erste Rotholz Beanie gekauft. Besonders wenn ich an die Sustainable Fashion Bewegung denke, war die Brand immer präsent. 

An der Brand gefällt mir, dass ihr das Thema Nachhaltigkeit nicht als Trend begreift, sondern als Kern eurer Brand. Leider sieht man jetzt viele Brands, die auf den Zug mit aufspringen und ihr Image greenwashen. Auch wenn ich mich von der Modeindustrie ziemlich entfernt habe, interessiere ich mich immer noch für Mode und mag es, gut angezogen zu sein. An der Brand Ästhetik mag ich es sehr, dass es minimalistisch und zeitlos ist, in Europa produziert wird und lange hält.

 

 

Vielen Dank für die netten Worte. Was hat dich motiviert, dich für World Environment Day Project mit uns zusammenzutun und alle Gewinne an Sea Shepherd zu spenden?

In den ersten E-Mails hattet ihr erwähnt, dass es sich bei den T-Shirts um eine Überproduktion handelt. Ich fand, dass es eine coole Idee war, um die übrig gebliebenen T-Shirts zu nutzen, anstatt sie zu vernichten (Anm. d. Red.: Würde bei uns nie passieren) oder weiterzuverkaufen. 

Wie ich vorher erwähnt habe, beschäftige ich mich viel mit der Klimakrise. Für mich ist sie derzeit das drängendste Problem überhaupt. Deshalb war die Teilnahme an dem Projekt eine Herzensangelegenheit und hat sich angefühlt, als würde ich endlich einen großen Punkt von meiner Bucket List streichen können. 

Auch das maritime Thema, für das wir uns wegen der Zusammenarbeit mit Sea Shepherd entschieden hatten, war sehr erfrischend und eine willkommene Abwechslung für mich. Ich hatte ein konkretes Thema und konnte mich ausschließlich auf den Print konzentrieren statt auf das Thema des Projekts. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass das Ergebnis wirklich toll geworden ist.

Dem könnten wir nicht mehr zustimmen. Wir haben die Zusammenarbeit sehr genossen. Aber wenn du in die Zukunft schaust: Wie sehen die Aussichten für Gabe aus?

Es ist gerade viel in der Mache. Ich freue mich sehr auf den Start eines neuen Projekts Ende des Monats. (Juni 2021) Ich habe für das FC Bayern Basketball Team ein Artwork für ein Basketballfeld in München entwickelt. Das ist mein größtes Projekt bisher und Basketball stand mir thematisch immer nahe. Das Projekt heißt Sugar Mountain und entsteht in einem riesigen alten Industriegebiet im Münchner Vorort Sendling. Dort wurden ein Skate Park, Basketballfelder und sogar eine Konzert Location gebaut. Alles kann kostenlos von den Leuten genutzt werden. 

Außerdem möchte ich einige Kunstdruck Serien, die ich diesen Sommer veröffentlichen möchte, sobald ich etwas Zeit habe. Eine Serie beschäftigt sich mit popkulturellen Referenzen wie Filmen und Album Covern. 

Außerdem starte ich mein Nebenprojekt Reason and Riots Drawing Club, wo ich meine Illustrationen und Zeichnungen verkaufen werde.

Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinen Projekten! Vielen Dank für deine Zeit und die angenehme Zusammenarbeit, Gabe. Wir freuen uns sehr darauf, in Zukunft mehr von dir zu sehen. 

 

Photo Credit @nolemastudio